"Das ist doch ganz normal"

Bei der Durchfahrt durch den Ort Harmannsdorf-Rückersdorf fiel mir eine Holzbrücke auf, die viele Tafeln mit Namen und Geburtsdaten trägt. Das machte mich neugierig, und ich stieß auf eine wunderbare Geschichte mit außergewöhnlichen Menschen.

Der Apfelsaft aus den vielen selbst gepflanzten Apfelbäumen im Ort schmeckt herrlich, Johann Neumayer und Karl Paul (rechts) stoßen an.
Der Apfelsaft aus den vielen selbst gepflanzten Apfelbäumen im Ort schmeckt herrlich, Johann Neumayer und Karl Paul (rechts) stoßen an.

Unzählige außergewöhnliche Projekte hat die Initiative Rückersdorf unter ihrem Obmann Karl Paul die vergangegenen 26 Jahre auferstehen lassen. Der unermüdliche Landwirt, mittlerweile in Pension, findet das ganz normal und möchte nicht viel Aufhebens um die Vorzeige Aktionen machen. "Ich möchte die Geselligkeit und Lebendigkeit im Ort erhalten und unterstützen, und mir fallen dazu einfach viele Umsetzungsmöglichkeiten ein," so der bescheidene Initiatior Paul, der erst kürzlich den Vorsitz des Vereines abgegeben hat.

Die Liste der Errungenschaften aufgrund der beherzten Tatkraft der über 60 Vereinsmitglieder ist lang und jede Art von Jubiläen kamen für neue Ideen gerade recht. Zum Beispiel das Jahr 1996, wo das tausendjährige Bestehen des erstmalig urkundlich erwähnten Namens Ostarrichi gefeiert wurde. Karl Paul dazu: "Damals dachte ich, das ist doch ein schöner Anlass um im Ort 1000 Obstbäume zu pflanzen." Gesagt, getan, heute ist Harmannsdorf-Rückersdorf ein blühender Obstgarten. An Straßenrändern, in privaten Gärten und im ehemals verwilderten Pfarrgarten fruchtet es in schönster Vielfalt. "Naja, und dann hatten natürlich sehr viele Äpfel, und was lag näher als Apfelsaft daraus zu pressen und sie zum Selbstkostenpreis den Bürgern zu Verfügung zu stellen."

Auch der Millenniumswechsel hinterließ in Harmannsdorf-Rückersdorf bis heute ein Zeichen. Eine Holzbrücke für Fußgänger über den Donaugraben wurde von der Initiative in Eigenregie errichtet, und an den beiden Brückenbögen prangen Metalltafeln mit vielen Namen. Was es damit auf sich hat? "Das ist unsere Generationenbrücke, und darauf sind die Namen aller Ortsbewohner verewigt, die zum Stichtag 1.1.2000 hier gewohnt haben, und zwar nach Geburtsjahr geordnet," erklärt Paul. 

Schier endlos sind die bereits umgesetzten Ideen der Initiative, von einem Aussichtsturm über ein Biotop bis zum Themen-Waldweg, und noch viele weitere Geistesblitze warten in den Köpfen der Mitglieder.

Dass auch der soziale Gedanke und Mitmenschlichkeit nicht zu kurz kommt, beweisen Unterstützungprojekte für schuldlos in Not geratene Menschen. "Können Sie sich noch an das Hochwasser vor einigen Jahren in weiten Teilen Niederösterreichs erinnern? Damals haben wir spontan viele Spenden gesammelt und geholfen," erinnert sich Karl Paul. Er ist ein Vorzeigebeispiel an einem erfüllten Leben.

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